Migräne und Schwangerschaft
Migräne ist kein Grund, auf eine Schwangerschaft zu verzichten. Auch eine Kinderwunschbehandlung ist für Migränepatientinnen möglich. In den meisten Fällen verbessert sich eine Migräne während einer Schwangerschaft sogar und häufig ist in dieser Zeit eine medikamentöse Prophylaxe nicht notwendig.01 Es gibt jedoch auch Frauen, die in einer Schwangerschaft weiter unter Migräneattacken leiden, das betrifft vor allem Migräneattacken mit Aura.02 Damit Sie eine möglichst schöne und unbeschwerte Schwangerschaft haben, ist es gerade als Migränebetroffene wichtig, informiert zu sein, wie Sie jetzt und nach der Geburt mit Kopfschmerzen oder Migräneattacken umgehen können.
Wie wirkt sich die Schwangerschaft auf die Migräne aus?
Während einer Schwangerschaft verändert sich der Körper einer Frau nicht nur äußerlich sichtbar, sondern auch ihr Hormonhaushalt wird einmal auf den Kopf gestellt, was auf die Beschwerden einer Migräne oft Auswirkungen hat – glücklicherweise meistens gute. Zwischen 50 – 80 % der Schwangeren berichten, dass sich ihre Migräne bessert und bei einigen sogar ganz verschwindet.01 Meist treten die Verbesserungen nach dem ersten Drittel der Schwangerschaft ein. Vorwiegend bei Frauen, deren Migräne zyklusabhängig ist02 oder bei Migränepatientinnen ohne Aura.02
Wahrscheinlich hängt die Verbesserung einer Migräne während der Schwangerschaft mit dem konstant hohen Spiegel der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron sowie der veränderten Konzentration der sogenannten Glückshormone Serotonin und Endorphin zusammen, welche unter anderem auch für das Schmerzempfinden verantwortlich sind. Auch der gesündere Lebensstil von werdenden Müttern könnte hier eine Rolle spielen, allerdings sind die Gründe bislang noch nicht vollständig erforscht.
Migränemedikamente und Schwangerschaft
Falls eine Schwangerschaft zu einem Zeitpunkt eintritt, in der Migränemedikamente eingenommen worden sind, kann diese Tatsache bei Schwangeren Ängste auslösen, die Medikamente könnten sich negativ auf die Schwangerschaft oder das Kind ausgewirkt haben. Die gute Nachricht: Es gibt kein Medikament, das einen so erheblichen Einfluss auf die Schwangerschaft hat, dass ein Schwangerschaftsabbruch gerechtfertigt wäre.01
Dennoch gibt es Medikamente, auf die während der Schwangerschaft verzichtet werden sollte. Schwangere, die aktuell Migränemedikamente einnehmen, sollten das weitere Vorgehen zügig mit ihren behandelnden neurologischen und gynäkologischen Fachärztinnen und Fachärzten besprechen. Generell sollte darauf geachtet werden, den Gebrauch von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft nach Möglichkeit zu vermeiden oder auf ein Minimum zu reduzieren, selbst wenn ihre Anwendung in der Schwangerschaft zugelassen ist. Leichte Migräneattacken während der Schwangerschaft können nicht medikamentös durch Reizabschirmung und Ruhe behandelt werden.02 Sollte aufgrund von anhaltenden Migränebeschwerden eine medikamentöse Prophylaxe in der Schwangerschaft nötig sein, sollte dies mit den behandelnden Fachärzten und -ärztinnen besprochen werden.
Wichtig ist, dass Sie jede Therapie und jede Medikamenteneinnahme oder auch das Absetzen eines Medikaments zuvor mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprechen. Idealerweise sollten Sie immer sowohl Rücksprache mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen als auch mit der behandelnden Neurologin oder dem behandelnden Neurologen halten.
Mögliche Risikofaktoren bei Migräne und Schwangerschaft
Da sowohl Migräne als auch eine Schwangerschaft einen Einfluss auf die Blutgerinnung haben können, kann beides ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen, wie beispielsweise venöse Thromboembolien oder Schlaganfälle, bergen. Auch ein erhöhter Blutdruck oder Komplikationen wie eine Präeklampsie (Schwangerschaftshochdruck), einer Erkrankung, die nur in der Schwangerschaft oder im Wochenbett auftreten und für Mutter und Kind gefährlich werden kann, sind bei Migränepatientinnen vermehrt zu beobachten.01 Deshalb sind eine frühzeitige Abstimmung mit Fachärztinnen oder Fachärzten und gegebenenfalls engmaschige Kontrolltermine während der Schwangerschaft angeraten.
Migräne nach der Geburt und in der Stillzeit
Die erneute Hormonumstellung nach der Entbindung kann leider dazu führen, dass die Frequenz der Migräneattacken wieder zunimmt.03 Manche Migränepatientinnen entwickeln nach der Geburt erstmals eine Migräne mit Aura,04 welche sich oft durch plötzliche Sehbeschwerden bemerkbar macht. In diesem Fall ist es wichtig, auch andere Ursachen von Ihrer Fachärztin oder ihrem Facharzt ausschließen zu lassen.
Es spricht grundsätzlich nichts dagegen, dass Sie als Migränepatientin ihr Kind stillen.03 Allerdings gilt in der Stillzeit wie in der Schwangerschaft, dass Medikamente nur nach vorheriger Absprache mit den behandelnden Ärztinnen oder Ärzten eingenommen werden dürfen, da bestimmte Wirkstoffe auch in die Muttermilch gelangen oder womöglich die Milchproduktion beeinträchtigen können.
Fazit:
Migräne ist keine Erkrankung, die Sie davon abhalten sollte, sich Ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Je besser Sie informiert sind, umso leichter wird es Ihnen fallen, mit möglichen Herausforderungen während der Schwangerschaft umzugehen.
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Schultze-Mosgau A et al. Nervenheilkunde 2023; 42(06): 356-364
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AWMF online: Leitlinie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG). Behandlung der Migräne und idiopathischer Kopfschmerzsyndrome in der Schwangerschaft und Stillzeit https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/062-005l_S2k_Behandlung_Migraene_und_idiopathische_Kopfschmerzsyndrome_in_Schwangerschaft_und_Stillzeit_01.pdf, zuletzt abgerufen am 01.12.2023
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Gaul, Charly/Totzeck, Andreas/Nicpon, Anja/Diener, Hans-Christoph: Patientenratgeber Kopfschmerzen und Migräne. Berlin: ABW Wissenschaftsverlag 2014
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Göbel, Hartmut: Kopfschmerzen und Migräne. Schwerpunkt Frauen, Schwangerschaft und Kinder. https://schmerzklinik.de/wp-content/uploads/2009/02/kopfschmerzen_und_migrane_-_schwerpunkt_frauen__schwangerschaft__kinder_-_schmerzklinik_kiel.pdf, zuletzt abgerufen am 01.12.2023